In den letzten Tagen war ich ein wenig überwältigt von all den Dingen, die ich zu erledigen hatte. Normalerweise habe ich einen Wochenplan, der ausreichend Zeit für Unerwartetes lässt, aber dann kam etwas, das mich aus der Bahn geworfen hatte, und schon war die Katastrophe da. Bis ich mich daran erinnert habe, dass ich mich nur an meine Lieblingsregel halten muss, um Ordnung ins Chaos zu bringen.
Jetzt und Nicht jetzt
Wir alle haben so viel zu tun und erliegen der Illusion, dass Multitasking die Antwort auf alle unsere Probleme ist. Aber rate mal? Das funktioniert nicht. Klar, wir können ein Hörbuch hören, wenn wir Essen kochen oder das Bad putzen, aber das ist es dann auch schon. Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, sich auf verschiedene Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Eine Sache zu machen und an eine andere zu denken lenkt uns nur ab, sodass wir am Ende für die einzelnen Tätigkeiten länger brauchen, als wenn wir sie hintereinander erledigt hätten.
Und da kommen „Jetzt“ und „Nicht jetzt“ ins Spiel.
Wenn wir unseren Tag planen, sollten wir jeder unserer Aufgaben einen bestimmten Zeitrahmen zuteilen. Wenn du nicht weißt, wie lange etwas dauert, kann dieser Rahmen auch „bis es erledigt ist“ sein.
Kleiner Tipp: Verplane nur 70% deiner Arbeitsstunden und lass Raum für das Unerwartete. Wenn es nicht kommt: Kein Problem. Du kannst einen anderen Punkt von deiner To-do-Liste angehen oder einfach die freie Zeit genießen.
Außerdem müssen wir Pausen einplanen – die Faustregel ist 5 bis 10 Minuten alle Stunde.
Und dann machen wir uns an die Arbeit.
Die aktuelle Aufgabe ist: „Jetzt“ – du tust, was du dir vorgenommen hast.
Alles andere ist: „Nicht jetzt“ - E-Mails, Anrufe, weitere Punkte auf der To-do-Liste, WhatsApp, Social Media …
In der Pause ist das „Jetzt“ das, was du machen willst, um dich zu entspannen – einen Anruf tätigen, Social Media checken, Waschmaschine anstellen.
Und deine Arbeit ist „Nicht jetzt“.
Das klingt jetzt etwas theoretisch, also hier mal ein Beispiel aus meinem Alltag:
Morgens übersetze ich. Für 5 Seiten oder 60 Minuten – je nachdem, was zuerst kommt – ist mein „Jetzt“ das Übersetzen. Ich gehe nicht ans Telefon, checke weder E-Mails noch Social Media und ignoriere meinen Hund.
Dann mache ich eine zehnminütige Pause – mein neues „Jetzt“. Während dieser Zeit ist die Arbeit „Nicht Jetzt“. In dieser Pause telefoniere ich, spiele mit meinem Hund, setze mich einen Moment auf den Balkon, packe Wäsche in die Waschmaschine … Das Einzige, was ich nicht tue, ist, an die Arbeit zu denken.
Nach der Pause ist die Übersetzung wieder „Jetzt“.
Und so geht es weiter, bis ich mein Tagesziel erreicht habe.
Gegen Mittag checke ich das erste Mal meine E-Mails. Mein „Jetzt“ ist das Lesen und Beantworten, bis ich damit fertig bin. Und – du ahnst es – alles andere ist „Nicht jetzt“.
Nachmittags und abends ist es noch wichtiger, dass ich mich an diese Regel halte, denn da arbeite ich mit meinen Coaching-Klienten, und da möchte ich keine Ablenkungen, um voll und ganz bei ihnen sein zu können.
Ich nutze „Jetzt“ und „Nicht jetzt“ aber auch, wenn ich meine Wohnung putze, mit meinem Hund spazieren gehe, mich eine Stunde an den Strand lege oder mich mit Freunden auf einen Kaffee treffe. Was immer ich im Moment tue, ist „Jetzt“, und alles andere ist „Nicht jetzt“.
Aufgrund von Corona müssen im Moment viele von zu Hause arbeiten und sich gleichzeitig um die Kinder kümmern. Wenn du dazugehörst, kann diese Regel dir helfen, dein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil du es nicht ständig allen recht machen kannst – der Arbeit und der Familie.
Wenn deine Arbeit „Jetzt“ ist, haben deine Kinder eine Pause (wie eine Freundin von mir mal sagte: „Sie dürfen mich dann nur stören, wenn es was mit Blut oder gebrochenen Knochen zu tun hat“).
Und wenn deine Kinder „Jetzt“ sind, muss deine Arbeit in den Hintergrund treten.
Probier es doch mal aus. Vermutlich wirst du feststellen, dass du für deine To-dos weniger Zeit brauchst, dich im Alltag geerdeter fühlst und am Ende des Tages nicht ganz so ausgelaugt bist.
P.S. Carlito hat das Ganze schon perfekt drauf. In seinem "Jetzt" kann ihn gar nichts stören.